Schweden-Blog

2. Tag

2. Tag (Samstag, 23.8.2003)


Ich erwachte nach dieser ersten, relativ kurzen Nacht in Freiheit um halb acht Uhr früh. Als Erster kletterte ich aus dem Zelt: strahlender Sonnenschein vor dem Bergpanorama. Genialst!

Da noch keiner der anderen drei Anstalten machte, sich aus dem Zelt zu bewegen, ging ich eine kleine Runde (ca 15 Minuten) am Rand, im flachen Wasser des Chiemsees spazieren. Es war fast wie am Meer, durch den Sand...bloß kälter. Während meines kleinen Rundganges notierte ich auch den gestrigen Tag. Gegen halb neun, Seppo, Nathan und Tobi waren auch wach, gings erst mal (auf leeren Magen!) ins Wasser. Zuerst arschkalt, dann nach ein paar Minuten wurde es besser. Es war sehr erfrischend ein ein wenig zuschwimmen, und die Aussicht auf das „Meer“  und das Panorama zu genießen. Wir saßen gerade frierend auf dem großen Stein am „Strand“ hörten unsere Musik („Patrice“ ?!) und warteten darauf trocken zu werden, als plötzlich Tobi sagte: „Hey, da kommen zwei Bullen, Seppo!“ Ich habe es ihm erst nicht geglaubt, da er zu dieser Zeit jede Menge Witze dieser Art gemacht hatte. Als Nathan sich aber auch umdrehte und das Gleiche meldete, drehte ich mich ebenfalls um...und er hatte recht! Da kamen zwei Polizisten auf uns zu (da alle anderen noch schliefen). Wir befürchteten natürlich sofort, sie wollten uns „zamscheißn“ wegen unserer illegalen (uuuuhhhh!!) Übernachtung. Es war jedoch, wie sich nach einem Austausch von „Guten Morgen!“ usw herausstellte, der Müll, den Leute gemacht hatten, die jetzt nicht mehr hier waren, und die wir nie bei Tageslicht gesehen hatten. (Ok, ein bisschen Müll war auch von uns...aber das war wirklich so gut wie gar nichts!) Ein Rucksack, von eben diesen Leuten war noch liegengeblieben, sie fragten uns, ob er uns gehöre, was wir verneinten und sagten er sei von den „Übeltätern“. Die Polizisten forderten uns auf, ihnen, falls sie wiederkämen zu sagen, dass „die ihren Rucksack bei uns abholen können!“ und wir sollten doch bitte unseren Müll, und auch den der von allen anderen rumlag, aufsammeln, und in die Mülleimer stecken. Die „Bullen“ kamen einige Zeit später (während Seppo und ich nicht da waren) und lobten Nathan und Tobi fürs Aufräumen „obwohl das gar nicht unser Müll war“. Schön’ Dank! Da wir nichts mehr an Nahrung bei uns hatten, waren wir dankbar für das Angebot der „Stuttgarter“ die angeboten hatten zwei von uns mitzunehmen mit dem Auto zum Einkaufen nach Prien. Seppo und ich fuhren also mit. Mit „Red Hot Chili Peppers“ besten Album “Californication” auf voller Lautstärke fuhren wir in „Ebbes“ alten Volvo nach Prien. Dort auf Seppos Anfrage hin zuerst zur Sparkasse. Dann zum „Tengelmann“ wo wir uns mit Wurst (Gelbwurst, Bierschinken und eingeschweißter Salami) Getränken (Wasser, „Lift“ und „Fanta Orange“ ) Semmeln, Schoko-Zeugs und zwei Packungen Löffelbiscuit versorgten. Das Ganze verlief sich auf 20,63 € ... 

Wir fuhren danach noch zu einem anderen Supermarkt, dort gabs dann noch für die „Rauchor“ Kippen und Feuerzeuge, und für alle vier Flaschen Pinacolada, usw. Insgesamt hatten wir bei diesem ersten Einkauf also 35 € ausgegeben. 8 € für mich und 9€ für jeden der anderen Drei. Nathan und ich hatten am Vortag bereits angekündigt nach Salzburg fahren zu wollen. Da Seppo und Tobi glücklicherweise keine Lust dazu hatten, und lieber am See bleiben wollten, konnten wir unser Gepäck dortlassen. Wir nahmen also nichts weiter mit. Nathan und ich liefen also zu Fuß zum Priener Bahnhof. Es war mittlerweile sauheiß geworden. Nach 50 Minuten Fahrzeit kamen wir in Salzburg am Hauptbahnhof an.

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Wir liefen vom Bahnhof aus einfach mal drauflos,  da sich keiner von uns beiden im österreichischen Salzburg auskannte. Wir liefen an einem Shop, der Hanf-Artikel verkauft, vorbei. Wir gingen hinein, und nach einer Weile redete uns ein („Hanf-Bier“ trinkender) Mann an. Er redete eigentlich hauptsächlich mit Nathan, ich habe eher nur zugehört. Nathan hat für das KDV-Forum auf einen Bericht darüber geschrieben:

 

also ich und der leo waren mit 2 anderen leuten mit dem bayern-ferien-ticket unterwegs und schauten auch mal in unserem geliebten nachbarland österreich vorbei, da das ticket auch einige grenzbahnhöfe wie zb salzburg einschließt. salzburg sei immer eine reise wert, dachten leo und ich und wir ließen unser gepäck bei unseren hungrigen gefährten zurück und machten uns auf nach prien am chiemsee bahnhof zu kommen und von dort ab ins ausland! (in prien waren wir ja sowieso schon, am chiemsee mit reagge festival leuten campen und baden...) nun ja zurück zur eigentlichen story. ich und leo hatten halt überhaupt keinen plan was wir machen wollten in salzburg und liefen ersteinmal planlos und uns-österreicherwitze-erzählend durch die straßen, bis wir an diesem kiffershop vorbeikamen... als erstes sei anzumerken, dass österreich um einiges näher an der schweiz liegt als deutschland, wenn ihr versteht was ich meine... der laden hatte nicht nur den üblichen nebenraum mit den wasserpfeifen wo man keinem mehr erzählen kann, sei würden nur für tabak verwendet/-kauft, sondern noch einen wo etwa 20cm große "zierpflanzen zur raumluftverbesserung"!!!! verkauft wurden!!! das nur nebenbei....löl
naja jedenfalls kommt auf einmal so ein typ, der offensichtlich dei ganze zeit in dem laden rumhängt und hanfbier säuft auf mich zu, zeigt irgendwo in die höhe, wo er wohl einen lautsprecher vermutet, und sagt: die musik ist frei vo mir, hab i selba komponiert und gspuilt. i spuil des klavier und dia querflöten! zuerst dachte ich, er sei ein üblicher arbeitsloser freiberuflicher musiker, der versucht auf diesem wege an geld zu kommen, denn er sagte, normalerweise verkaufe er die cd für 14€ aber bei mir mache er eine ausnahme ich bekäme sie für 5 usw. doch er war echt ganz anders. plötzlich erzählte er von seiner tochter, die jetzt 15 ist und die er erst mit 11 zum ersten mal gesehen hat, von seinem vater der ihn gehasst hat und dem er dann ein lied geschrieben hat (das hat er dann sofort angespielt an der anlage von dem laden, bis der besitzer gesagt aht er soll nicht so laut machen). dann erzählte er von seinen 2 jahren der totalen depression und völlig unzusammenhängend und in anderer reihenfolge als hier notiert kamen aussagen wie: "da waren viele böse leute in mir drin!", "jetzt kann ich einfach auf den boden stampfen und sagen: lassts mich in ruhe", "wer sind denn die leute die um die rumstehen; wer bin denn i? kannst mir sagen als wen di mi jetz siegst?", "woast, i mog einfach aufn boden stampfen und sagn lasst mir doch alle mal mei ruah mit der ganzen scheiße! überall da draußen machens krieg und so! i wui des nimma. i mog des net. lassts mia mei ruah!", "heit konnst nimma sicher sein, überall könntense sein! sogar i könnt einer sein" er hat noch viel mehr solche sachen gesagt ich kann gar nciht alles wiedergeben es ist zu verwirrend und unzusammenhängend..
irgendwann hat er gesagt er schenkt mir die cd und dann kams ganz hart: er erzählte von irgendwelchen straßenmusikern aus russland, die in salzburg am bahnhof waren und wo er jeden tag war und zugehört hatte, die zu ihm gesagt hätten; "am samstag fahren wir weiter und an dem tag bringe ich dich um!" und dann rief er einen freund an, einen maler, den er schon lange nicht mehr gesehen hatte, doch er erreichte ihn mehrmals nciht.er sagte: "wenn mei freund tot is, dann, des derfst mir glauben, dann werd i au zum terrorist!" er erzählte er habe ihn schon mehrmals angerufen und nicht erreicht und rief die polizei an, doch die sagte, er solle ins präsidium kommen. er fragte den verkäufer vom shop wo das präsidium sei und der sagte, es sei am bahnhof, wohin sich der typ wegen der russen natürlich nicht hintraute... naja wie auch immer, er wollte mir dann auch eine cd signieren als ich ging nahm er allerdings einfach die cd aus der anlage und gab sie mir so wie sie war. es steht darauf eine signatur für marie und ein datum was schon 2 tage alt war...
also der typ hat mich total verwirrt, vor allem weil alles unzusammenhängend war, was er gesagt hat, und sich ziemlich schlaue gedanken mit absolut paranoidem wahngerede abwechselten
naja das war die story ganz ohne irgendwelche übertreibungen; vielleicht kann der leo sogar noch etwas hinzufügen, was ich vergessen habe, ansonsten freue ich mich, wenn sich jemand den text durchließt und etwas schlaues darauf antzuworten weiß...

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Als wir wieder draußen waren genehmigten wir uns erst mal beide ein „Magnum“ für 1,40 €, da es mittlerweile fast höllisch heiß geworden war. Wir irrten dann auf der suche nach dem Hauptbahnhof umher, da wir aber beide irgendwie die Orientierung verloren hatten dauerte dieser weg ziemlich lange... 1 Stunde? Ich glaub schon. Zum Glück kamen wir an einer Tankstelle vorbei, wo ich mich mit 1 Liter kaltem, klaren Wasser (für 1,10 € ) versorgte.

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Ich, beim Einsteigen in mein Auto“ ...

Irgendwie habe wir es dann doch geschafft (mit den Anweisungen eines Taxifahrers) den Bahnhof zu finden. Etwas eher seltsames haben wir bemerkt, auf einem Steg, bzw Überweg der ca 4 Meter über den Gleisen verlief, war an den Seiten jeweils ein Gitter angebracht, quasi wie ein Käfig. Der Hammer war, dass da Warnschilder hingen, die vor Berührung mit dem Gitter warnten, da es unter Starkstrom steht. Hilfe! Naja, wir habens geschafft. Am Bahnhof kühlten wir uns noch kurz im Bahnhofsshop ab. (ein Hoch auf die Klimaanlagen!) Abfahrt von Gleis 23... Auf der Fahrt nach Prien zurück war ich total ko, und schlief auf einer Sitzbank im Zug ein...

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Wir liefen dann in Prien wieder zum See. Nach meinen Schätzungen sind Nathan und ich an diesem Tag ca 10-15 Kilometer gelaufen, bei der Hitze ein Greuel! Aber schön und interessant wars. Endlich wieder „daheim“... Alle zusammen bauten wir das Zelt wieder auf, da wir beschlossen hatten, nochmal eine Nacht hier zu verbringen. Das war gegen 20.00 Uhr. Vorher waren Seppo, Tobi und Nathan „Hendl“ (3,50 € ) kaufen gegangen. Diese zwei „Hendl“ haben wir dann mit meinem Taschenmesser mehr oder minder gut zerlegt und vernichtet. Der Zeltaufbau war geglückt, perfekt,  sogar mit sämtlichen Halteschnüren, also gingen wir nochmals alle in den See. Faszinierend (neben dem Sand) fand ich, dass es auch noch manchmal kleine Wellen gab, wenn die Touristenschiffe ihre Runde drehten. Das Wasser war fast wärmer als die Luft draußen, als wir es wieder verließen... Es begann dunkel zu werden, deswegen schnappt ich mir ein oder zwei von Seppos Teelichtern und schrieb das Erlebte des heutigen Tages auf. Aus den Musikboxen spielte die CD des „Hanfshoptypen“... Diese Nacht leistete uns keiner mehr Gesellschaft beim Wildcampen. Ich hatte am Tag ein Schild gelesen, an welchem man vorbei musste, wenn man zu unserer Lagerstätte gelangen wollte. Ich hatte realisiert, dass so ziemlich alles erdenkliche verboten war: zelten, lagern, baden, surfen, Feuer machen, usw, usf... Wir vernichteten unter Gedudel irgendwelcher Musik unserer Alkoholbestände... Nathan und Seppo war es im Zelt zu eng (außerdem war es gar nicht so kalt draußen) und sie wollten unter freiem Himmel schlafen, also packten sie ihre Klamotten und ihre Schlafsäcke und nächtigten vor dem Zelt.

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Hier komme ich gerade aus dem Hotel...

Tobi und ich waren früh darüber ,auf diese Weise hatten wir nämlich wesentlich mehr Platz, und der Schlaf war viel erholsamer. Der Tag endete für uns ca um 1 Uhr nachts...

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